Interview mit Blues-Legende Eric Bibb
„Es ist die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, die mich inspiriert“
Im Gespräch mit Blues-Legende Eric Bibb
Neben zahlreichen weiteren Gitarren-Stars haben wir mit Eric Bibb am 13. November einen der ganz Großen seines Genres aus den USA zu Gast. Aufgewachsen in einem Haushalt, der tief von den Werten der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung geprägt war, hat der Blues-Musiker eine ganze Menge Stories zu erzählen.
Wir haben uns mit dem dreifach Grammy-nominierten Künstler über seine Musik, die Rolle von Politik in seiner Kunst – und über den Zustand der deutschen Blues-Szene unterhalten:
Eric, Politik war immer irgendwie ein Teil deines Lebens und deiner Karriere. Sind politische Einflüsse in der Musik für dich eher Hemmnis oder Inspirationsquelle?
Eric Bibb: Mir geht es dabei eigentlich mehr um Geschichte und historische Entwicklungen als um so etwas wie Partei-Politik. In meinen Augen geht das nämlich deutlich weiter und tiefer als die eigentliche Politik. Es sind die individuellen Erfahrungen und die Art und Weise, wie wir miteinander um gehen. Das ist es, was mich inspiriert. Unsere Situation auf dem Planeten Erde wird immer angespannter – in Folge von Undankbarkeit, Habgier und Egoismus. In dieser Dynamik können Songwriter eine wichtige Rolle einnehmen, ihren Teil zum „Aufwachen“ beitragen und somit ein wichtiges Gegengewicht darstellen.
Und doch nimmt die Polarisierung immer mehr zu, die Fronten werden gefühlt härter. Welche Rolle kann die Musik in Zeiten sozialer Spaltung spielen?
Eric Bibb: Musikerinnen und Musiker bereisen die ganze Welt und interagieren mit den unterschiedlichsten Menschen gruppen. Das macht sie in meinen Augen zu den idealen Botschafterinnen und Botschaftern des „guten Willens“ und der Einheit.
Einige der größten Namen der Musikgeschichte gingen in deinem Elternhaus ein und aus. Welcher Name ist dir besonders in Erinnerung geblieben und weshalb?
Eric Bibb: Da muss ich gleich mehrere nennen. Bob Dylan, weil seine kulturelle Bedeutung einfach enorm ist. Den Weltmusik-Pionier und Kultur-Botschafter Pete Seeger, der uns so viele fantastische Lieder beigebracht hat. John Lewis, Komponist und Pianist sowie Gründer des Modern Jazz Quartet – denn er war mein Onkel. Ein brillanter Musiker, Lehrer und eine große Inspiration für mich und so viele andere.
Eric, dein Spiel und deine Musik sind direkt, ehrlich und – vereinfacht gesagt – simpel. Genau wie der Blues selbst. Was macht dieses Genre für dich so magisch?
Eric Bibb: Ich denke nicht, dass man den Blues als simpel bezeichnen kann. Für mich ist der Blues sehr nuanciert, differenziert und vor allem – sehr vielschichtig. Aber das ist etwas, das man über so viele Musikstile sagen kann, die ihre Wurzeln in der Tradition der Folk-Musik haben.
Deutschland ist nicht unbedingt berühmt für seine lebendige Blues-Szene. Wie schätzt du das deutsche Publikum ein?
Eric Bibb: Ich hatte schon viele wunderbare Möglichkeiten in Deutschland zu spielen – und das nicht nur in Blues-Läden. Das deutsche Publikum ist sehr aufmerksam und weiß gute Musik wirklich zu schätzen – und feiert sie dann auch entsprechend enthusiastisch!
Eric, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Alexander Dohm